Kyūdō (Die Kunst des Bogenschießens)

Unternehmer wünschen sich andere oder sogar bessere Ergebnisse und sind in diesem Punkt extrem zielstrebig. Nur häufig streben Sie zu viel und zielen zu wenig.

Kein japanischer Bogenschützenmeister würde seinen Bogen spannen, wenn er das Ziel nicht sieht. Kyūdō (Die Kunst des Bogenschießens) hat sich aus den Kriegskünsten des japanischen Adels entwickelt. Ab dem 4. bis 9. Jahrhundert hatten die engen Kontakte zwischen China und Japan großen Einfluss auf das japanische Bogenschießen, insbesondere der konfuzianische Glaube, dass durch das Bogenschießen eine Person ihren wahren Charakter offenbare. 

Wenn ich in einen Betrieb komme und die Mitarbeiter frage welche Ziele das Unternehmen hat, bekomme ich als Antwort häufig ein deutliches „Ähhhh“. In einem Unternehmen werden Ziele dadurch erreicht das alle die Ziele kennen, sonst herrscht nur Nebel in den Köpfen Ihrer Mitarbeiter. Und wo Nebel ist kann kein Ziel erkannt werden. Die ganze Motivation und Energie, die Sie in den Pfeil (Mitarbeiter) stecken verschwindet ohne Ergebnisse (Treffer) im Nebel. Je genauer und individueller für den Einzelnen das Ziel beschrieben wird, umso schneller löst sich der Nebel auf und das Ziel wird sichtbar. Erst jetzt ist ein zielgerichtetes Handeln möglich. Feedback an das Team ist wichtig, damit man weiß, wie weit der Bogen schon gespannt ist. Bleibt das aus, überträgt sich die Spannung des Bogens nicht auf die Pfeile (Mitarbeiter). Eine exakte Entfernungsangabe wird für die genaue Bogenspannweite benötigt, um das Ziel zu treffen. Sind Sie die einzige Person in einem Unternehmen, verläuft dieser Ablauf ohne Kommunikation rein mental in Ihrem Körper. Wollen Sie einen Bogen spannen und ein Ziel treffen, als Unternehmer zusammen mit einem Team, benötigen Sie Kommunikation als Übermittlungsinstrument und Feedback als Motivator.

Wer beim planen versagt, plant sein Versagen.

Beachten Sie die folgenden sechs Regeln und werden Sie ein Meister im Erreichen von Unternehmenszielen. Ziele können in sechs Schritte aufgeteilt werden und wenn Sie diese beachten, werden Sie richtig Spaß haben. Aus meiner Sicht sind Unternehmensziele „sechsy“. Sechs Schritte sollten Sie im Unternehmen beachten, damit sich der Nebel lichtet.

Schritt 1 – Denken

Man muss das Ziel denken können! Das bedeutet, Ziele müssen für Sie und Ihr Team vorstellbar sein. Wenn das nicht im Kopf vorstellbar ist, wird es nicht funktionieren.

Als Beispiel nehmen Sie mal eine sportliche Leistung, die Sie mit 20 Jahren geschafft haben. Im Hochsprung habe ich früher bei einem Bundeswettbewerb 1,50 Meter geschafft. In meinem heutigen Alter nach vielen Jahren ohne Übung ist man nicht mehr bei dieser Höhe. Das sagt ihnen Ihr gesunder Menschenverstand. Wenn man Ihnen jetzt vorgibt, Sie sollten in einem Jahr 2 Meter überspringen, dann ist das wahrscheinlich gedanklich bei Ihnen nicht möglich: „Ich habe damals 1,50 m übersprungen, da sind 2 Meter undenkbar. Das kann ich mir nicht vorstellen.“ Wenn Ihr Unterbewusstsein nicht einen Hauch einer Chance sieht, wird es zwar Einsatz zeigen, aber das Ergebnis ist sicher kein Erfolg. Sie werden nach außen hin sicherlich motiviert wirken doch Ihr Geist wird Ihre Ressourcen für andere Dinge schonen. Ob Sie wollen oder nicht. Selbstschutz ist ein sehr starkes Programm, das man nicht mit einem Gedanken, einem Zielwunsch mal so abschalten kann.

Ganz wichtig, Sie müssen sich ein Ziel vorstellen können, Sie müssen es denken können. Es darf zwar groß und mächtig sein aber nicht übermächtig, denn Sie brauchen die Unterstützung Ihres Unterbewusstseins. Und das ist ein schwerlich zu beeinflussender Prozess der Entscheidung. Wenn Sie das nicht können, werden Sie auch nie die Motivation bekommen, etwas dafür zu tun. Vergessen Sie also solche Wünsche Ihren Umsatz in kürzester Zeit zu verdreifachen. Das funktioniert nur in Ihren Träumen.

                               80% ist mental, der Rest geht im Kopf (Boris Becker)

Schritt 2 – Schreiben

Sie müssen das Ziel niederschreiben. Wenn Sie ein Ziel nicht niederschreiben, kann das auch nichts werden.

Lassen Sie uns den Privatbereich betrachten. Sie nehmen sich am Anfang des Jahres vor: „Ich will mehr Sport treiben.“ Das Jahr ist zu Ende, Sie reflektieren und Sie sagen: „War ja genauso wie im Jahr davor, es kam immer was dazwischen. Ich habe genau so viel Sport getrieben wie in den Jahren davor.“ Und jetzt passiert eine schöne Sache im Unterbewusstsein. Ihr Gehirn sorgt dafür, dass Sie immer Recht haben. Und so wird in Ihrem Unterbewusstsein suggeriert, naja, das war ja nur mal so gedacht. Das war gar nicht so ein fester Vorsatz. Damit sprechen Sie sich frei.

Deswegen können Sie Ziele nur dann erreichen, wenn sie niedergeschrieben sind. In der Psychologie spricht man von „einem Vertrag mit sich selbst machen“. Wenn Sie es niederschreiben, so haben Sie es „schwarz auf weiß“. So können Sie es sich nicht schön reden. Sie haben immer Recht, wenn nichts geschrieben wurde, denn dann sorgt die nachträgliche Reflektion immer dafür, dass Sie (Ihr Gehirn) Recht hat. Es ist halt eine Auslegungssache, und da gewinnt immer das „Ich“, Ihr Unterbewusstsein.

Schritt 3 – Mitteilen

Es gibt Unternehmer, die agieren wie Friedhofsverwalter. Sie haben eine Menge Leute unter sich, aber mit keinem wird gesprochen.

Sie müssen Ziele richtig kommunizieren. Wenn Sie es niemanden erzählen, muss man ein Ziel auch nicht erreichen. Ohne Aufstellen einer Zielscheibe macht das spannen des Bogens keinen Sinn. Wir Menschen leben nach dem Bequemlichkeitsprinzip: „Das hat mir keiner gesagt“. Zu erleben ist dies, wenn man in ein Unternehmen geht und das Team fragt: „Was haben Sie denn in diesem Jahr vor? Was wollen Sie denn in diesem Jahr erreichen? Welche Ziele haben Sie?“ Die Antwort ist häufig, dass ich dann in ein leeres Gesicht mit leicht geöffnetem Mund schaue. Es ist ganz wichtig, dass Sie die Ziele kommunizieren und Ihrem Team die Ziele bekannt sind. Ich war vor einiger Zeit in einem Dentalunternehmen. Im Sozialbereich war ein Zielplan auf dem stand: „Unsere Ziele: Jahresumsatz… €, Vorgaben für jeden Monat und daneben wird zeitnah nach den Monaten das Ergebnis mit + und – sowie das Gesamtergebnis in € und % eingetragen.“ Das sind Ziele, die kommuniziert werden. Da weiß jeder Mitarbeiter Bescheid und lebt die Laborziele mit. Sie sorgen dafür, dass es persönlich genommen wird, wenn sich die Zahlen nach Oben oder Unten bewegen. Binden Sie Ihr Team ein. Offenheit ist eine Art der Motivation von Ihnen (ohne Aufwand), die sich auf Ihr Team überträgt.

Kommunikation ist die Verpackung einer Information. Ein Geschenk ohne Verpackung ist uninteressant. Information von Hand zu Hand weiterzugeben bedeutet, je schöner die Verpackung, umso lieber wird sie angenommen.

Schritt 4 – Ein Bild wirkt mehr als 1000 Worte

Ziele müssen visualisiert werden. Es ist äußerst geschickt, wenn Sie dafür sorgen, dass sie jeder jeden Tag sehen kann. Das heißt nicht, dass er sie jeden Tag beachten wird, aber sie werden im Unterbewusstsein verarbeitet. Aus meiner Sicht ist der ideale Platz neben dem Türgriff an der Wand im Sozialbereich – ein Bereich, wo keine Fremden hinkommen. Da hängt ein Zettel „Unsere Ziele…“. Idealerweise in Augenhöhe der Mitarbeiter, nicht in Ihrer Augenhöhe. Das ist manchmal ganz relevant. Jetzt passiert folgendes: jeder Ihrer Mitarbeiter geht an diesem Zettel vorbei und sieht ihn tagtäglich. Nach 14 Tagen weiß er nicht mehr wo der Zettel ist und was dort geschrieben steht, wenn Sie ihn darauf ansprechen. Aktiv wird er nicht mehr betrachtet, er fällt aus dem Aufmerksamkeitsraster heraus. Doch unsere Augen sehen ihn trotzdem. Das Unterbewusstsein verarbeitet die Information auf dem Zettel, ohne es ins Bewusstsein zu schieben. So programmieren Sie Ihre Mitarbeiter auf Ihre Ziele und auch für Sie wird es ein Bedürfnis, die Ziele zu erreichen. Bogenmeister erzählen von einem Phänomen, das immer eintritt, wenn man lange genug das Ziel visiert. Man kann die Augen schließen und sieht das Ziel trotzdem. 

Ein kleiner Test für Sie: Nennen oder denken Sie an eine Firma die Papiertaschentücher herstellt; eine koffeinhaltige Limonade; Freude am Fahren; das verleiht Flügel; Vorsprung durch Technik … Ich sehe Sie lesen Zeitschriften und schauen TV. Auch wenn Sie die Werbung überblättern oder wegschalten, Ihre Augen sehen es und es wird im Unterbewusstsein verarbeitet. Ansonsten wüssten Sie nicht die Antworten (Tempo, Coca Cola, BMW, Red Bull, Audi). Das nenne ich Neurovisualisierende Programmierung (NVP).

Nutzen sie diesen Effekt für Ihr Unternehmen und Sie werden Ihre Freude daran haben – steter Tropfen höhlt den Stein.

Schritt 5 – Zeit

Ganz wichtig, Sie brauchen eine genaue zeitliche Definition. Ziele ohne Zeitangabe sind sinnlos!

Wenn beispielsweise Ihr Ziel ist, die aktuell fünf Kunden pro Quartal auf das 20-fache zu erhöhen, dann kann ich Ihnen ganz genau sagen, wie viele Jahre Sie noch arbeiten müssen, bis das Ziel erreicht ist, nämlich fünf Jahre. Sie müssen einen genau definierten Zeitraum vorgeben, in dem das Ergebnis realisiert werden soll. Als sehr angenehm hat sich ein Zeitraum von einem Jahr herausgestellt. Dies ist überschaubar und in Anlehnung an das Kalenderjahr sehr zu empfehlen.

Siehe da, man hat einen Zeitraum und weiß bis wann man das hinkriegen will. Ohne einen Zeitraum wartet man einfach ab bis sich die Ziele von „allein“ einstellen. Es wird dem Zufall überlassen. Wichtig für Ziele ist es, sie ein bis zwei Monate vor dem Zeitraum zu kommunizieren, damit sich alle im Team vorbereiten können.

Jeder Schütze will einmal ins Schwarze treffen, aber erst der Vorsatz es bei jedem Training einmal zu erreichen, schafft Verbindlichkeit.

Schritt 6 – Die Zahl

Sie brauchen eine Zahl. Wenn Sie keine Zahl haben, um ein Ziel zu erreichen, dann passiert nichts. „Ich möchte mehr Kunden gewinnen… wieviel Kunden genau?“ – das ist die Frage. Oder: „Ich will mehr Produkte verkaufen“… Oder: „Ich will weniger Retouren … Ich will die Zufriedenheit verändern“. Auch das wird nicht passieren, wenn Sie keine Zahl haben. Das Zauberwort heißt Konkretisieren. Ohne messbare Größe entstehen keine Verbesserungen. Festlegen heißt, Entscheidungen zu treffen. Jetzt kann der Bogen gespannt und das Ziel anvisiert werden.

Ein unternehmerisches Beispiel: In der Rechnungserstellung will ich erreichen, dass wir von 3% Fehlern pro Monat auf 2% kommen. Im Bereich von Angeboten will ich nach 4 Monaten 75 % realisiert haben. 24 Stunden nach Arbeitseingang endet stillschweigend die Möglichkeit den vorgegebenen Termin zu verschieben. Beim Feedback meiner Kunden will ich auf Bewertungsportalen eine Zufriedenheit der Note 1,7 erreichen. 

Dann haben Sie ein Ziel, Sie haben etwas vorgegeben. Kommen Sie auf den Punkt. Ein Meister des Kyūdō schreitet bevor er seinen Bogen spannt erst den Weg zum Ziel ab. Dadurch kennt er die genaue Zahl der Schritte bis zum Ziel. Jetzt erst kann der Wunsch zu treffen umgesetzt werden.

Ganz zum Schluss noch ein Gedanke:

Welches Ziel ist interessant? Wollen Sie kleine Ziele? Wollen Sie mittlere Ziele? Oder wollen Sie hohe Ziele? Was funktioniert? An dieser Stelle kann ich Ihnen sagen, das einzige was funktioniert, sind HOHE ZIELE. Realisierbare, aber hohe Ziele, alles andere macht keinen Sinn. Wenn Sie sagen, ich will kleine Ziele, erzeugen Sie im Kopf Ihrer Mitarbeiter: „Dafür müssen wir uns nicht anstrengen…Das machen wir mit links“. Das Ergebnis ist wie immer keine Steigerung.

Mittlere Ziele sind zwar gut, motivieren den einen ein bisschen mehr, den anderen ein bisschen weniger, aber es ist ein nicht so großer Ansporn. Doch das Risiko, dass zum Beispiel Marktschwankungen das Ergebnis erzeugen, und nicht der persönliche Einsatz, ist zu groß.

Hohe Ziele ist das einzige was funktioniert, auch wenn Ihr Team sagt: „Wie sollen wir das schaffen?“ Jede Veränderung, jedes Verlassen des Wohlfühlbereiches hat am Anfang den Wiederstand inne. Doch sind die Ziele gesteckt, werden sie mit der Dauer immer weiter akzeptiert. Wenn dann noch Ideen aus dem eigenen Team kommen, dann sind auch hohe Ziele wahrscheinlich. Führen heißt fordern. Meine Bitte: Fordern Sie sich und Ihr Team! Und wenn Sie hohe Ziele haben, wird jeder für sich sagen: „In diesen Bereich stecke ich meine Energie rein“. Und siehe da, Sie werden Ziele erreichen, die Sie nie zu träumen gewagt haben. Und auch wenn Sie nicht Ihre Zielwünsche erreicht haben, ist das Ergebnis richtig toll und in einer Höhe, die Sie sich niemals im Vorfeld erhofft haben. Fragen Sie Ihr Team, welche Ideen sie haben, um die Ziele zu erreichen. Je mehr Sie informieren (Team, Depot, Hersteller, Kunden), umso mehr Ideen und Anregungen sowie Zuspruch und Motivation bekommen Sie! Nutzen Sie die Macht der großen Zahl!

„Ein leidenschaftlicher Mensch ist besser als vierzig Menschen, die lediglich interessiert sind.“ E.M. Forster

Nun haben sie alle sechs Schritte schwarz auf weiß. Sie können den Bogen spannen und aus dem Nebel heraus wird das Ziel sichtbar. So werden Sie ein Meister des Kyūdō, und ins Schwarze zu treffen eine sichere Angelegenheit.

Kategorien: Start

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